Die Formel LG unter einer Nachricht, die als knappe Geste jenen dient, denen das „Liebe Grüße“ zu langatmig und umständlich erscheint, vielleicht sogar als zu intim, nimmt sich selbst durch die Kürze den Nuancenreichtum, den die Sprache für An- und Abreden vorhält. Zwischen den nüchternen freundlichen und den persönlichen herzlichen Grüßen bleibt eine Menge Raum für Halbtöne der Sympathie oder Andeutungen von Ablehnung. Mit „lieben“ Grüßen, die alles steigern, ist ja nicht die Qualität der Ausdrucksform gemeint, als ob die Grüße selber lieb seien, wie der knurrende Dobermann ermahnt wird – „sei lieb!“, sondern die Bestimmtheit einer Beziehung beschrieben, die sich im schließenden Zeichen noch einmal summarisch zur Anschauung gibt. Der Abfall solcher Intention hin zur Bedeutungslosigkeit eines „herzlichst“ oder LG ist immens. Wo hier Liebeserklärungen diskret versteckt werden konnten, die nur zu finden waren von jenen, die lesen können, bleibt dort nichts als eine leere Hülse, die so nett klingt wie das Wort „nett“. Das einfache „Grüße“ zum Ende einer Nachricht nimmt da auf ehrliche Art wenigstens die Verlegenheit ernst und modelt sie nicht um in Verlogenheit.