Dass die einst emphatischen Begriffe des Denkens wie Wahrheit oder Freiheit nur noch sprachliche Verlegenheitsfiguren sind, die an eine scheinbar selige Zeit erinnern, in der es noch einfach gewesen sein soll, sich auf eine gültige Sicht zu einigen und Verantwortung zuzuordnen, kündet, so harmlos die Dekonstruktion solch starker Wörter und Vorstellungen daherkommt, von einer Katastrophe, deren Ausmaß sich durchaus vergleichen lässt mit den großen Krisen dieser Welt. Wo fade Ersatztermini wie Meinung, nicht zuletzt: Authentizität, oder Selbstständigkeit, wenn nicht gar: Selbstverwirklichung, das Fragmentierte, Vorläufige, Persönliche, Einseitige dürftig betonen, weil die Kraft zum allgemein verbindlichen Anspruch nicht mehr reicht, da ist mehr verloren als nur Objektivität. Mit diesem Ausfall geht einher der Zuwachs an Einsamkeit, die Steigerung von Misstrauen in Realitäten aller Art, die Ausdehnung von Desorientierung, Entscheidungsschwäche oder extremer Formen der Ichstörung. Mit dem Glauben an Wahrheit verlieren wir auch die Welt, die nur so sie selbst ist, als sie eine gemeinsame sein will. Die Pfingstgeschichte von der Verständigung zwischen Menschen höchst unterschiedlicher Herkunft und Sprache formuliert die Bedingung aller Kommunikation: ein Geist, der frei macht, da er von Wahrheit groß zu denken erlaubt.