Meinungsvielfalt

Die Struktur, wie heute ein Streit verhindert wird: „Du hast deine Meinung. Er hat seine Meinung. Was soll‘s?!“ Weil nur noch Sichten auf die Dinge relevant sind und nichts mehr zwingt, die Wahrheitsfrage zu stellen, lässt sich einer Auseinandersetzung, die mit Argumenten zu führen wäre, elegant (nein: feige) aus dem Wege gehen. Der Titel „ Meinung“ verniedlicht eine sachliche Perspektive, die um Richtigkeit ringt, zur letztlich gleichgültigen und vor allem grundlosen Einstellung. Man muss sie nicht ernstnehmen. Denn: „Meinen ist ein mit Bewusstsein sowohl subjektiv, als objektiv unzureichendes Fürwahrhalten.“* Wen interessiert‘s?

* Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 851