Nichts Menschliches

Das ist die Bedingung für einen Gott, dessen Charakterzug ist zu trösten (was bedeutet, dass er sich eingelassen hat auf die intensivste Form des Daseins – das Mitsein): gleichsam die Probe zu bestehen in jenem Augenblick absoluter Trostlosigkeit, dem Tod, in dem gerade nichts als Trost bleibt, weil Hilfe schon längst nicht mehr wirkt. Der zum Sprichwort geronnene Satz des Mitgefühls, einem sei nichts Menschliches fremd, erhält an diesem äußersten und letzten Punkt humaner Existenz so erst seine theologische Glaubwürdigkeit.* Nur Sterbliche können trösten; nur der Lebendige überwindet die Trostlosigkeit.

* „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches, meine ich, ist mir fremd.“ – Terenz, Der Selbstquäler, V. 77