Reinschrift

Dass man sich beim Schreiben noch die Finger schmutzig macht, diese Vorstellung, sofern sie nicht im übertragenen Sinn gelesen werden will, stammt aus einer Zeit, in der die Worte mit Tinte aufs Papier gebracht wurden, nachdem sie zuvor gewählt worden waren. Aus ihr hat sich ein Stilideal gerettet, das die Abgewogenheit in der Sache sprachbildnerisch knüpft an die Anstrengung, zwar in das Thema tief einzudringen, sich aber von ihm nicht kontaminieren zu lassen: Man müsse so formulieren, dass der Feinsinn gewahrt und der Gegenstand, über den zu handeln ist, nur im Unendlichen berührt wird, wobei die eigene Position und die Zielrichtung dennoch jederzeit erkennbar bleibt. Wie anders wäre diese Schreibkunst zu nennen als – tangential.