Und das, was sich nicht messen lässt?

Als im Jahr 1795 die französische Nationalversammlung beschloss, „die Maßeinheiten nicht mehr am Menschen, sondern an Naturphänomenen“* auszurichten, übernahm sie politisch, was sich im Denken längst als Ideal seit Descartes ausgebildet hatte: den Zwang zu Eindeutigkeit, Klarheit und Genauigkeit. Und sie öffnete den Weg, auf dem heute alles, was Digitalisierung heißt, was Quote (und nicht mehr Qualität) bedeutet, was die Rolle der Statistik, die Einflusssphäre von Umfragen, Prognosemodellen oder Multiple Choice-Verfahren angeht, sich gesellschaftlich so durchsetzen konnte, dass über dem Gewinn an Exaktheit eines verkümmert: die Fähigkeit zu sprechen über das, was sich der Welt der Zahlen nicht erschließt. Über das also, was ehedem die großen Fragen genannt zu werden verdiente, die nach Sinn, Schönheit und Lebensglück, und was sich heute in der so populären wie belächelten Suche nach dem Ganzen artikuliert.

* Zitiert bei Ralf Konersmann, Welt ohne Maß, 205