Vom Scheitern

Mit diesem Wort, das so vernichtend klingt, wie die Sache ist, sollte man zurückhaltend umgehen. Selten scheitert einer, dem etwas nicht gelingt. In ihm steckt, wie es die Etymoloigie von Scheitern nahelegt, dass etwas zerstört wird, in Trümmern liegt, in Stücke – Scheite – gebrochen ist. Nicht jede Niederlage also ist gleich ein Scheitern; weil dieses voraussetzt, dass sehr viel mehr kaputtgegangen ist, als es der Verlust anzeigt, dem ein Fehlschlag vorausgegangen ist. Das Scheitern reicht über den Zusammenbruch, beispielsweise einer Koalition, hinaus. „Scheitern“ ist das Wort der Moderne für ein Ereignis, für das die Antike noch das Verhängnis kannte oder gar die Tragödie. Wenn das so ist, wäre Demut das einzig angemessene Verhalten auf ein Scheitern, auch derer, die aus einer vetrackten Situation vermeintlich einen Vorteil ziehen.