Zwischenzeit

Im Idealfall ist alles erledigt. Die Rechnungen sind bezahlt, die Post ist verschickt, der Schreibtisch aufgeräumt. Dann gehört die Zeit zwischen den Jahren zu den schönsten, wenn auch nicht immer sinnvollsten Unterbrechungen des Arbeitsalltags. Nur auf den ersten Blick allerdings verschafft das Nichtsttun Momente des Glücks, das allein die Langeweile kennt und das sich einstellt beim sentimentalen Sortieren alter Urlaubsfotos, dem rituellen Wiedersehen von Filmklassikern, dem Freundesbesuch, der oft verschoben worden war, oder verschwenderischem Daddeln auf dem Smartphone. In Wahrheit ist es nicht die leere Zeit, die Befriedigung schenkt, sondern dass wir die Wahl haben, nicht Arbeitsfreiheit, sondern die Freiheit zu arbeiten, oder es zu lassen, nicht Terminentlastung, sondern die Selbstbestimmung in Verabredungen. So verliert sich FOMO, die Angst, etwas zu verpassen, es sei denn, man folgt dem nächsten Trend, dem rawdogging, das ursprünglich sexuell konnotiert, genommen wird als Bezeichnung für Männer, die sich zwingen, diszipliniert stundenlang ins Leere zu starren, und so aus dem Nichtstun den nächsten Leistungsnachweis geformt haben.