Monat: März 2018

Hochfliegende Pläne

In jedem Geschäftsplan steckt eine gehörige Portion Träumerei. Sonst würde ihm kein Investor glauben. Die Wahrheit der Wirtschaftlichkeit ist ein Erfolg, der von sich selbst überrascht ist. Übertreibung ist nicht der Effekt von Durchtriebenheit. Sondern die kluge Einsicht ökonomischer Vernunft, welche weiß, dass die besten Geschichten sich der Frage entziehen, ob sie wahr seien. Dafür aber umso mehr nach Klärung verlangen, ob sie wahr sein könnten.

Keine Wahl

Eine Wahl, die keine Wahl zulässt, stellt sich in jeder ihrer künftigen Aktionen selbst in Frage. Statt Entschiedenheit, die stets in der vergnügten Wiederholung des einmal gesprochenen, freien Ja zu einer Situation gründet, ist die schale Notwendigkeit von nichts als der achselzuckenden Feststellung begleitet, dass es nicht anders geht. Fern davon, ehrliche Kompromisse zu sein, sind folgenreiche Entschlüsse bestenfalls gerechtfertigt durch die schwache Normativität des Faktischen. Es ist halt so, so schlimm sei es ja wieder auch nicht. Das kleinere Übel kann dann zwar Große Koalition heißen, wird aber kaum Großes vollbringen können, weil in ihr der kleinste gemeinsame Nenner gesucht werden muss. Macht bekommt in einer solchen Konstellation den fahlen Beigeschmack, das Gefühl der Ohnmacht zu kompensieren. Man müsse das Beste daraus machen, heißt es dann oft. Meist verhindert dieses Beste in falscher, weil verlogener Bescheidenheit nur, dass es einem selber nicht schlecht geht. Statt wirklich das Beste zu suchen: dass es nicht nur mir, sondern auch den anderen gut geht. Zwangsheiraten, Fehlbesetzungen im Traineramt oder einer Intendanz, die missverstandene Berufung, die sich später als Irrtum herausstellt und nicht mehr korrigiert werden kann, sie alle haben diesen Charakter einer Wahl, die keine Wahl zulässt. Der Zweifel an ihrer Existenz schlägt sich nieder in der heimlichen Verzweiflung, handeln zu müssen. Keine Voraussetzung, um etwas sinnvoll zu verändern.

Erst kommt das Fressen

Größer als die Gier derer, die sie im Namen der Gerechtigkeit routiniert anprangern, ist noch immer der Machthunger der Politiker.

Die zwei Dimensionen des kurzen Satzes

Der Aphorismus ist vielsagend, weil er wenig Worte macht. In seiner Knappheit liegt der Zwang zur Tiefe. Die Kunst ist nicht der schlichte Satz, sondern der dichte Gedanke: je kürzer seine Horizontale, desto länger die Vertikale. Seine Abgründigkeit gewinnt er aus dem Verzicht auf jegliche Begründung.

Die Dummheit der Klugscheißer

Aus der Serie „Sätze, die das Denken ersticken“

„Der Weg ist das Ziel“ – gesagt von einem, der aus der Puste kam, weil die Distanz für ihn zu lang und das, was er erreichen wollte, zu anspruchsvoll war. Synonym für: auf der Strecke geblieben.
„Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ – gesagt von einem, dem das Lachen im Hals stecken blieb, weil er nur noch das hohle, einsame Echo seines heiseren Feixens hörte. Keiner da, der noch mitlachen wollte, weil er die Pointe zu spät bemerkte. Allenfalls Anlass zu Schadenfreude. Synonym für: lange Leitung.
„Gleiches Recht für alle“ – gesagt von einem, der hinter einer edlen Formel verbirgt, dass er anders seine eigenen Interessen nicht durchzusetzen vermag. Das revolutionäre Motiv ist verkümmert zur moralischen Fassade des Egoismus. So kommt Gleichheit nicht zu ihrem Recht. Synonym für: zu kurz gekommen.
„Auf die Fragen kommt es an, nicht auf die Antworten“ – gesagt von einem, der weder vernünftig erwidern konnte, noch mit seinen Ansinnen überrascht, etwas wissen zu wollen. Scheinbar neugierig, erstirbt in dieser Haltung die Neugier, die nichts sucht als sich. Synonym für: die Angst des kritischen Geists vor sich selbst.

Vom Politischen zur Politik

Die Schritte vom Politischen zur Politik: Am Anfang war ein Gestaltungsauftrag. Er verkümmerte zum Verwaltungsbeitrag. Der missverstanden wird als reiner Erhaltungsvertrag mit der Macht. Nicht selten bleibt von dieser kaum mehr als ein Enthaltungseintrag im Protokoll der Geschichte. Da helfen auch keine Vorhaltungen, es ginge nur ums Durchhalten bis zum Austrag.

Willst du was, bist du was

Variationen der Unentschiedenheit

Ich weiß nicht, was ich will.
Ich will nicht, dass ich nicht weiß.
Ich weiß nicht, ob ich weiß, was ich nicht will.
Ich weiß, dass ich nicht weiß, was ich will.
Ich weiß nicht, ob ich nicht weiß, was ich nicht will.
Ich weiß, was ich weiß, wenn ich nicht will.
Ich will nicht wissen, was ich weiß, wenn ich will.
Ich weiß, was ich nicht wissen will, wenn ich nicht will.
Ich will nicht, dass ich nicht weiß, was ich weiß.
Ich will, dass ich weiß, was ich nicht weiß.
Ich weiß, dass ich nicht will.
Weißt du …