Der Ton wird zum Geräusch, die Melodie zum Lärm immer dann, wenn sie sich aufdrängt. Nichts appelliert an unsere Freiheit so feinfühlig wie der Hörsinn. Musik will gehört werden und bekommt erst durch die Entscheidung, ihr lauschen zu wollen, ihren bezaubernden Charakter. Es „hängt der Musik ein gewisser Mangel der Urbanität an, daß sie, vornehmlich nach Beschaffenheit ihrer Instrumente, ihren Einfluß weiter, als man ihn verlangt (auf die Nachbarschaft), ausbreitet und so sich gleichsam aufdringt, mithin der Freiheit anderer, außer der musikalischen Gesellschaft, Abbruch tut.“* So notiert es Kant, der in seinem Haus den Chor der Gefangenen erdulden musste, die zur moralischen Besserung in der nahegelegenen Zuchtanstalt gezwungen wurden, geistliche Lieder zu schmettern.
* Kant, Kritik der Urteilskraft, B 221