Der Unterschied zwischen Spaß und Freude lässt sich am besten angeben über die Richtung, die eine Erregung nimmt. Diese, die Freude, beginnt vornehmlich im Inneren und sucht sich ihren Ausdruck; jener, der Spaß, nimmt im allgemeinen ein Ereignis, nicht selten ein sensorisches, zum Anlass, bis ins Innerste ein- und vorzudringen. Im Gesicht, oft zum Lachen bewegt, treffen sie sich. Wenn es denn so einfach wäre … Denn der Spaß an der Freude ist genauso wenig eine bloße Floskel, wie die Freude am Spaß nie nur oberflächlich ist.
Monat: März 2025
Das Leben geht weiter
Der eigene Beitrag zur Zukunft, jenseits von dem, was auf einen zukommt und was wir nicht beeinflussen können, setzt immer an am Verhältnis, das wir zu unserer Vergangenheit entwickeln. Alles hängt an der Deutung des Erlebten, ob gelingt, einen schmerzhaften Verlust auch als Befreiung anzuerkennen, ein Gespräch fortzusetzen, obwohl man nicht mehr miteinander sprechen kann, den Trost trotzig dem Untröstlichen entgegenzusetzen. Also: sich fürs Leben zu entscheiden, auch wenn es erst einmal nichts als unerbittlich ist in seiner Forderung weiterzumachen. Es gibt Phasen, in denen Zukunft kein Versprechen ist, sondern eine Verletzung der Gefühle.
Memento mori
Der im antiken Rom gepflegte Brauch, den siegreichen Feldherrn bei seinem Triumphzug daran zu gemahnen, sich nicht zu überheben und gewärtig zu sein zu sterben, der dauernd wiederholte Satz memento mori findet sich wieder in der Symbolik des Aschenkreuzes am Aschermittwoch. Nur dass der Erinnerung ans eigene Ende die Aufforderung beigefügt ist, das Leben in die Pflicht der Reflexion zu nehmen, zu verinnerlichen, was an und in ihm unsinnig genannt zu werden verdiente, ohne dass dies schon unwiderruflich als der finale Richtspruch angesehen werden müsste. Buße heißt die Bereitschaft, die Existenz so zu behandeln, als sei ihr die Revision eines letzten Worts erlaubt, die dieses Urteil aufschiebt, um es letztlich gerade noch vermeiden zu können. Wer die eigene Vergänglichkeit bedenkt, räumt dem Tod gerade nicht ein, Endgültiges übers Dasein zu sagen.
Warum die Bürokratie so erfolgreich ist
Man mag sich über den Beutezug der Bürokratie wundern, der sie durch fast alle Lebensräume ertragreich geführt hat. Was macht sie so effektiv? Es ist immer wieder dasselbe Muster, mit dem sie reüssiert. Indem sie ein Problem durch ein Verfahren ersetzt und so zum Verschwinden bringt, löst sie zwar nicht die Schwierigkeit, aber sie löst ein Versprechen ein: Alles, was reguliert ist, muss nicht mehr eigens durchdacht werden. Ihre Attraktivität gewinnt die Bürokratie über den konsequenten Verzicht auf Reflexion.
Der größte Größenwahn
Das Ende des Narzissten ist besiegelt, weil er noch in der Selbstzerstörung recht behalten will.
Der heroische Mensch
Aus einer Sonntagnachmittagslektüre
„Wenn wir nun die Frage nach Naturell und Handlungsweise des heroischen Menschen stellen, so ist ein Punkt, der uns sofort auffällt, der, daß schon damals das allgemeine Motto für das ganze spätere Griechentum gegeben ist:
,Immer der erste zu sein und vorzustreben den andern‘. (Anm. Mit dieser Mahnung werden Glaukos und Achill von ihren Vätern in den Krieg gesandt.)
Dabei ist der Heros keineswegs ein Ideal der Menschheit. All sein Tun und seine Leidenschaft gehen bis an die äußersten Grenzen; seine Idealität liegt in seiner schönen und frischen Erscheinung; dagegen ist er nicht heimgesucht mit Edelmut, sogenannter Würde oder moralischer Vollkommenheit; er stellt die völlig ungebrochene und naive Selbstsucht der menschlichen Natur dar, so unbußfertig als möglich, aber groß und wohlwollend. „*
* Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte IV, 31
Kühles Kalkül
Gegen die kalkulierte Provokation hilft nicht Empörung oder Erregung, sondern kühle Rationalität. Deren oberstes Prinzip lautet: Ich rechne mit allem, mit einem rechne ich nie – mit dir.