Die Welt im Zeitalter der imbalance of power, der Unwucht in den Machtverhältnissen: Irre überbieten sich täglich mit neuen wahnwitzigen Ideen, abseitigen Vorstellungen, absurden Aktionen, nur um im Wettstreit um den Superlativ des Sinnlosen ganz oben zu stehen. Es gibt nur eine Chance, aus diesem verhängnisvollen Kreislauf aus kritischen Kapriolen herauszukommen: Das Publikum muss sich gelangweilt abwenden.
Monat: Februar 2025
Was haben wir im Angebot heute?
Wenn das Warenangebot nicht den Qualitätsansprüchen entspricht, tritt der Kunde in den Kaufstreik. Was, wenn das Angebot an Politikern oder politischen Programmen nicht dem genügt, was der Wähler sich erhofft? Es müsste in einer Demokratie die Pflicht zur Neuwahl mit anderen Kandidaten geben, solange die Nichtwähler in der Mehrheit sind. Ob das hülfe? Die Offerte, sich delegieren zu lassen, existiert ja schon, nicht als Pflicht, aber vielleicht als Verpflichtung.
Das, was fehlt
Es gibt Menschen, die sehen in allem, was ist, zugleich das, was fehlt, in jeder Anwesenheit erkennen sie den Mangel. Das ist ein großes Talent. Aber alles kommt darauf an, wie sie es ausdrücken: als Anspruch und Ermutigung oder als Enttäuschung und Ablehnung.
Was dem Menschen nicht steht
Dummheit ist auch ein ästhetischer Fauxpas. „Überhaupt steht dem Menschen alles, nur das Verkehrte, Dumme und Halbschlächtige nicht“, schreibt Thomas Mann.*
* Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, 203
Kranker Menschenverstand
Eine „Revolution des gesunden Menschenverstands“ hat der amerikanische Präsident ausgerufen, nicht nur wider wokeness als Leitkultur. Seine Berufung auf das, was seit alters der „gemeine Verstand“ heißt und sich als sensus communis, als Gemeinsinn, einen politischen und moralisch guten Namen gemacht hat, wurde allerdings schon früh und zurecht mit Vorsicht wie Skepsis bedacht. So beginnt der Philosoph René Descartes seinen „Discours de la Méthode“ zwar, indem er bemerkt, dass dieser bon sens „die bestverteilte Sache der Welt“ sei, aber, bemerkt er, nicht zuletzt der Unmenge an Unsinn, Täuschung und Lüge wegen genüge es halt nicht, „gesunde Geisteskräfte zu haben“. Die Hauptsache sei vielmehr, „sie gesund zu gebrauchen“.* Und genau daran fehle es allenthalben. Man kann mit gesundem Menschenverstand die Welt krank machen.
* Discours de la Méthode 1.1