Monat: Juli 2025

Gleiche Macht

Wie kommt es, dass Parteien, sobald sie an der Macht sind, einander gleichen? Und Politiker, wenn sie ins Amt kommen, oft zu Funktionären verkümmern? Und Programme, da die Wahlentscheidungen gefallen sind, kaum die Inhalte einer Regierung bestimmen? Der Kompromiss als Einigungsinstrument erklärt das nicht. Eher das gemeinschaftlich vorherrschende Gefühl, das sich im Moment einstellt, in dem man an die Macht kommt, dass man fortan mehr zu verlieren als zu gewinnen hat.

Schamfreude

Manchmal lässt sich das Lächeln der Verlegenheit vom verhohlenen Lachen der Schadenfreude nicht recht unterscheiden, mindestens immer dann, wenn sich ins Vergnügen am Leid des anderen Scham einmischt, weil man sich als Verursacher ertappt sieht und die Absicht offenkundig zu werden droht. – (Was Donnarumma gestern kurz vor Ende der ersten Halbzeit wohl alles durch den Kopf gegangen sein mag …)

Alles, was der Einfall ist

Es ist nur zwangsläufig, dass ein Gelehrter wie Hegel, der das Denken als einen notwendigen Prozess begreift, der sich aus sich und in sich selbst entwickelt, dem Einfall, der unabgeleiteten, plötzlichen, überraschenden Idee keine prominente Rolle einräumt, ja ihn abschätzig einer willkürlichen Subjektivität zuordnet, die sich an ihren Meinungen ergötzt. Eine solche Vorstellung vom Denken, die auf ein immer höheres Niveau sich vorarbeitet, ohne eines denkenden Subjekts zu bedürfen, ist zum Vorbild geworden für künstliche Intelligenz. Es wäre durchaus lohnend, den Unterschied zwischen menschlicher und artifizieller Intelligenz an dieser Stelle zu markieren: So lang es ein Geheimnis bleibt, wie Neues in die Welt kommt, muss man sich kaum Sorgen machen um die Überlegenheit des produktiven Geistes jenseits von dessen Routinetätigkeiten. Der Mensch ist das Tier, das Einfälle hat.

Harte Arbeit

Das ist das größte Selbstmissverständnis von Intelligenz: dass sie meint, nicht mehr hart arbeiten zu müssen, nur weil ihr meist etwas Sinnvolles einfällt.

Sich selber führen

Ohne Selbstdisziplin, ohne die Grenze, die niemand anderes setzen kann, lässt sich kein Unterschied aufrechterhalten zwischen Führen und Verführen. Die Macht, die zunächst als schlichte Funktionsbestimmung einer leitenden Person geliehen wird, degeneriert zum Instrument der Manipulation, sobald sie dem Zweck, dem sie dienen soll, entzogen wird. Wer führt, muss vor allem beherzigen, was er zu lassen hat, bevor er sich mit dem auseinandersetzt, was zu tun ist.

Nur nicht persönlich

„Die Sache muss man systemisch verstehen“: Dieser Satz, auf gravierende Probleme gemünzt, ist immer wahr. Und taugt schon deswegen als gehobene Ausrede der Gebildeten, für sie nicht persönlich einstehen zu müssen. Das System kennt keine Verantwortung.

Matschbirne

Die ideale Außentemperatur, um einen klaren Kopf zu behalten, beträgt 18° C.