Der rote Faden der Kultur

„Vielleicht mag es auf den ersten Blick als eine unnötige Komplizierung erscheinen, wenn bei jedem geschichtlichen Gebilde nach seiner Genese gefragt wird. Aber da nun jede geschichtliche Erscheinung, menschliche Haltungen ebenso, wie gesellschaftliche Institutionen tatsächlich einmal ,geworden‘ sind, wie könnten sich Denkformen als einfach und als zureichend zu deren Aufschluss erweisen, die alle diese Erscheinungen durch eine Art von künstlicher Abstraktion aus ihrem natürlichen, geschichtlichen Fluss herauslösen, die ihnen ihren Bewegungs- und Prozesscharakter nehmen und sie wie statische Gebilde unabhängig von dem Wege zu fassen suchen, auf dem sie entstanden sind und sich verändern? … Was hier versucht wird …, geht darauf aus, die Ordnung der geschichtlichen Veränderungen, ihre Mechanik und ihre konkreten Mechanismen aufzudecken.“*

* Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation, Bd. 1, LXXVII