Denunziationsdank

Das frische, knusprige Landbrot liegt schon eingewickelt auf der Theke. Er nestelt in der Hosentasche, um seinen Geldbeutel zu zücken; da fällt sein Blick durch eine Öffnung in die Backstube. Der Bäcker, sich unbemerkt wähnend, lutscht lustvoll den Kuchenteig von den Fingern. Ein gutes Zeichen, eigentlich, die Ware scheint zu schmecken. Doch der Ekel des unfreiwilligen Beobachters überwiegt. Als er die Münzen gedankenverloren auf den Tisch legt und die Verkäuferin ihm bedeutet, er möge für das Geld doch bitte künftig den eigens dafür bereitgestellten Teller nutzen, der Hygiene wegen, kann er sich nicht mehr zurückhalten: Der Kuchen scheine ja ausgesprochen lecker zu sein, wenn der Bäcker sich nicht einmal der kleinen, zeitaufwendigeren Mühe unterziehe, den Teigschaber zu nutzen, um zu probieren. Kurz sind sie beide irritiert ob der Denunziation. Schneller als er hat sich die Verkäuferin wieder gefasst und packt lächelnd noch ein Stück Schokoladenkuchen in die Tüte, als Dank für den Hinweis. Ob er sich freuen soll? Oder in seinem Widerwillen verharren? Und worüber: über den wohl auch abgeschleckten Schokoteig oder seinen Verrat?