Die neuen Siebensachen

Anderthalb Jahrtausende ist es her, dass sich die fromme Welt auf sieben – ja, was: Eigenschaften, Charakterschwächen, Gefühle, Fehlhaltungen, Zwänge, Lüste geeinigt hat, um ihre wichtigsten unmoralischen Gegner zu beschreiben. Sie nannte sie die Todsünden und zählte darunter die Wollust, den Zorn, den Geiz, den Neid, die Völlerei, den Hochmut und die Trägheit. Nicht, dass uns das Böse in diesen Formen nicht mehr bekannt wäre: Auch wir Zeitgenossen leiden an ihnen oder genießen sie, und wissen zweifellos um ihren zwiespältigen Reiz. Aber sind sie noch die Hauptlaster dieser Tage? Wo bleiben die Wurstigkeit und die Verlogenheit, die Seichtheit oder die Dreistigkeit? Fehlen nur noch drei, um dem alten Zahlenzauber aktuell zu entsprechen: Man sollte wohl auch die Unbelehrbarkeit darunter zählen, die Zahlengläubigkeit und die Schaumschlägerei. Wie sagte einst der große Grafiker Heinz Edelmann: Wenn der Teufel einen Namen hat, dann heißt er heute – Marketing.