Gesunder Egoismus

Was unter den Therapeuten ein beliebtes Heilmittel ist, die paradoxe Intervention, leitet sich aus einer alten Methode ab. Schon die frühen Buschmänner haben das Feuer gelöscht, indem sie einen Brand legten. Die Sache ist umstritten, weil sie nicht leicht zu kontrollieren ist, aber sie funktioniert oft. Ob sich im Zusammenleben der Menschen gerade Ähnliches ereignet? Es scheint, dass sich die Neidgesellschaft, so es sie je gegeben hat, wandelt. Die Missgunst scheint keine so große Rolle mehr zu spielen in dem Maße, wie der Blick auf den anderen durch die weit verbreitete Nabelschau abgelöst wird. Wo das Selfie als Statusbild reicht, ist der abschätzige Blick auf den Nächsten nicht mehr nötig. Ein Laster wird durch ein anderes bekämpft; der Narzissmus lässt den Neid verschwinden. Oder hat sich nur der Zwang, zu vergleichen, einen anderen Ausdruck gesucht? Über den Neid am Abend mehr: im Gespräch mit Jürgen Wiebicke, dem Moderator der Sendung „Das philosophische Radio“ in WDR 5.