Einsilbig, zweischneidig

Den Bekannten etliche Jahre nicht gesehen, der sogleich fragt: Wie geht’s? Was soll man nach dauernder Gesprächsabstinenz darauf antworten? Kann er noch verstehen, wie tief die Lebensveränderungen, auch die jüngsten, in die eigene Biographie geschnitten haben? Schon zwei Sätze wären zu viel, weil sie natürlich allzu wenig sind. Also: Bestens. Und selbst? Je länger die Zeit der Abwesenheit gewährt hat, desto kürzer gerät die Erwiderung auf die Frage nach dem Befinden. Man könnte maßlos erzählen, so dass prompt der Wörterausgang verstopft bei allem, was da auf einmal hinausdrängt. Hier wirkt das Gesetz von der umgekehrten Proportionalität der Kommunikation: Oft bringt kein Wort heraus, wer besonders viel zu sagen hat; noch öfter plappern sich den Mund fransig, die nichts zu sagen haben.