Jungbrunnen

Er sah nicht altersgemäß aus. Die meisten hielten ihn für Mitte vierzig und nahmen ihm die zusätzlichen zwei Jahrzehnte nicht ab, die er mit sich trug. Ihm machte das nichts aus. Es verwunderte ihn nicht, und wenn er es sich schmeicheln ließ, dann heimlich. Was ihn störte, waren die Fragen, die immer häufiger kamen, als ob er ein Geheimnis zu lüften hätte: Wie er das mache? Sport, wenig Alkohol, gar Kosmetik? All die früher Gealterten, Frauen meist, suchten nach einer handfesten Erklärung und gaben ihm zu verstehen, dass sein jungenhaftes Leben, seine Unbekümmertheit und stets wache Listigkeit für sie ein uneingestandenes Ärgernis sei. Meist erzählte er dann von seinem Vater, der viel länger lebt. Das beruhigte sie: Na klar, die guten Gene. Und er war zufrieden, dass er sie auf eine falsche Fährte geführt hatte. Denn sagen wollte er ganz anderes: So lang der Vater lebte, konnte er Sohn sein.