Kraft

Zu den Texten, die jenem Teil der Gesellschaft noch geläufig sind, der heute nicht den Vater- oder Herrentag begeht, sondern Christi Himmelfahrt feiert, zählt die Zeugenschilderung aus der Apostelgeschichte (1, 4-11), nach der die Pointe der Erzählung weniger in deren räumlichen Sprachbildern zu suchen ist, sondern in der Überbrückung einer Frist: Um das Warten auf die endgültige Erlösung sinnvoll auszuhalten, in die der Bericht einen Vorblick gibt, ist von der Geisteskraft die Rede, die vergessen lässt, dass noch nicht definitiv geschehen ist, wovon schon jetzt das Wort zuverlässig ergeht. Diese Kraft unterscheidet alle, die auf Großes harren: in Zauderer und Verzagte, Ermüdete und Gelangweilte, Prokrastinatoren und Phantasten der Utopie hier oder, so die Begeiste(r)ten dort, in Kämpfer für Wahrheit, Versöhner und Verständige, nicht zuletzt jene, die nicht nur aufklären, sondern aufrichten und Trost spenden. Solche Kraft zu haben, bedeutet, dem Warten die latente Passivität zu nehmen und es nie als zu lang zu empfinden. Sie ist mehr als Geduld, und deswegen nicht ungeduldig.