#Neuland

Knapp vier Wochen ist es her, dass Angela Merkel das Internet zum Neuland erklärte und unvermittelt Häme erntete. Inzwischen wissen wir, dass es wohl angemessen gewesen wäre, mit dem Spott etwas länger zu warten, als es 140 Twitter-Zeichen braucht, um zu reagieren. Neuland: Der Innenminister wird zum Außenminister. Er reist zu den transatlantischen Freunden, die einst das „Neuland“, the New World, entdeckten, von New England über New York bis New Mexico. Zwischen ihnen und uns herrscht mehr als Verblüffung über millionenfachen, feindseligen Rechtsbruch. Was bringt er mit? Nichts Neues. – Die Welthüter der Freiheit, des Individualismus, der Persönlichkeitsrechte, der Demokratie verfolgen einen jungen Informatiker, der um der Freiheit willen, aus Gewissensgründen, wegen des Schutzes der Privatsphäre und der Selbstbestimmung des Bürgers verrät, wie tief Geheimdienste längst in die innersten Lebensadern einer Gesellschaft ihr zersetzendes Gift spritzen. – Die Nötigung, Freiheit zu sichern, zerstört die Freiheit zugunsten der Sicherheit. – Wir, die wir uns gegen Datenspionage wehren, liefern im nächsten Augenblick wieder freiwillig die Informationen ab bei denen, die danach gieren, und kooperieren mit unserem Gegnern aus purer Gewohnheit. – Ein Zeitalter, das einmal begonnen hatte, indem es aufgeklärt gegen Herrschaftswissen und Machtmonopole kämpfte, nutzt die Instrumente der Intelligenz, um Herrschaftswissen zu bilden und Machtmonopole zu sichern. – Das Bedürfnis zu teilen und mitzuteilen, unterhöhlt das Urheberrecht; der Vorrang des Zugangs vor dem Besitz bedroht die Originalität, die Lust, Neues zu erfinden.
Sage einer, er habe dafür schon die Lösung. Wir ahnen allenfalls, wie gründlich unser Selbstverständnis geändert wird, so wie Angela Merkel wohl auch nur geahnt hat, wie wahr ihr Satz wirklich ist.