Romantische Liebe

Anruf bei der Freundin, die es, mit Blick auf bessere Tage, einzuladen gilt zur Jubelfeier:
„Lang nicht gesprochen. Fast sieben Jahre. Bist du noch zusammen mit F.?“
„Ach was, das weißt du doch, dass ich es nicht gut bei einem aushalte. Sieben Jahre, sagst du? Das waren, lass mich zählen, fünf Neue in der Zwischenzeit. Mit einem habe ich es immerhin geschafft, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Ging dann aber schnell auseinander.“
„Wen soll ich auf die Einladungskarte schreiben? Wie heißt er?“
„Wann ist das Fest? Im Sommer? Schreib einfach: ,… mit Begleitung‘.“
„Deine Ansprüche an Männer sind einfach zu hoch. Der muss noch geboren werden, der ihnen genügen kann.“
„Da bleib ich doch lieber meinem Niveau treu als meinem aktuellen Partner.“
„Aber mit hohen Leitbildern kann man nicht zusammenleben.“
„Entschuldige, aber du lebst mit nichts anderem als mit Idealvorstellungen, immer wieder. Deswegen tausche ich die Realität ja ab und zu aus.“
„Behältst du noch den Überblick?“
„Als ob es darum ginge.“
„Das klingt abgeklärt.“
„Nein. Das ist der Inbegriff von Romantik. Du bist doch der Schlaue und müsstest wissen, dass die Richtschnur der Schwärmer stets das unerreichbare Vorbild ist. Meine ,blaue Blume‘ hat noch keiner der Männer gepflückt, mit denen ich zusammen war. Wahrscheinlich bin ich geradezu der Inbegriff der Romantikerin.“