Schlafrhythmus

Im kleinen ICE-Abteil sitzt der berühmte Pianist auf dem Weg zum nächsten Auftritt. Noch müde von seinem furiosen Konzert am Abend zuvor hat er sich die Schlafbrille über die Augen gelegt und schnarcht vernehmlich. Diesmal fällt dem Mitreisenden besonders schwer wegzuhören. Immer wieder meint er, im Röcheln den Kontrapunkt zu hören, Rhythmus und Dynamiken zu erkennen. Es ist zwanghafter Quatsch, er weiß es; und doch kann er sich davon nicht lösen. Denn der Zufall wollte, dass er gerade noch der Kunst der Fuge gelauscht hatte, die der Meisterspieler so streng und klar interpretiert. Und von deren Komponisten Bach der Klavierkünstler einst gesagt hatte, dass er ihn anrege, breit zu atmen.