Tag: 26. Mai 2021

Das Reden hört nie auf

Die unterschiedlichen Ebenen der Sprache, die vom schlichten Imperativ bis in die weiten Verzweigungen der Interpretation reichen, erlauben, dass das Reden nie aufhören muss. Wo rücksichtslose Machthaber Gewalt wortlos ausführen und anschließend die Brutalität ihres Tuns im Spektrum zwischen Fadenscheinigkeit und Verlogenheit rechtfertigen, da kann umgekehrt die politische Handlung all jene Appelle legitimieren, die eine Rückkehr ins Recht einfordern, aber ungehört oder unerhört verhallen. Der Aktion, die den Mahnrufen in ihrer strengen Konsequenz den Ernst beilegt, den sie brauchen, um zu wirken, wird durch ihre begleitende Deutung der Charakter der Unwiderruflichkeit genommen. Das Wort in seinem Talent, das Niveau seines Gebrauchs zu wechseln, behält die Dominanz über der Tat. Und bricht so deren Endgültigkeit auf, die andernfalls nur den engen Raum von Urteil und Bestrafung anböte, die Macht und Gegenmacht in eine zwanghafte Gewaltspirale münden ließe.