Tag: 10. August 2021

Für oder vor

For, die englische Präposition, hat etliche Bedeutungen, eine jedoch nicht: vor. For you, je nach Distanz meint es: für Sie. Da wird es nicht wörtlich genommen, sondern in den Kontext hinein übersetzt. Respect for … lässt sich also nicht buchstäblich übertragen, sondern muss richtigerweise heißen: Respekt vor … So verlangt es die deutsche Grammatik. Dass immer öfter zu hören ist: Ich habe Respekt für … macht die Sache nicht korrekt. Zuletzt verwendete jene Partei, die wie keine andere auf den Kanzlerkandidaten setzt, den Slogan. „Respekt für Dich, Kompetenz für Deutschland“. So erscheint es auf Wahlplakaten und will dem Frontalen, das dem Respekt wesentlich zu eigen ist, durch den Präpositionswechsel die Bedrohlichkeit nehmen. Da holpert aber nicht nur der Sprachgebrauch. Auch die Gedanken sind alles andere als flüssig. Wen achtet die Partei? Den Wähler und seinen Willen? Also „mich“? Das wäre wohl so selbstverständlich, dass es nicht eigens erwähnt zu werden brauchte, schon gar nicht als Werbeclaim. Oder sollte es doch, weil Politik sich zwischen den Wahlen geradezu in der Respektlosigkeit vor dem Ansinnen der Bürger überboten hat? Dann stünde dem Koalitionspartner und Regierungsmitglied eine solche Formel nicht gerade gut zu Gesicht. Was bedeutet sie folglich, wenn sie nicht einfach nur Schlag- und Signalwörter aneinanderreiht? Es könnte der Respekt vor dem Wähler vielleicht doch erst einmal so ausgedrückt sein, dass man Respekt vor der Sprache zeigt, indem man den Gedanken achtet durch Mühe um ihn.