Entfernung, nicht pauschal

Die meisten Gefühle sind entfernungsabhängig. Nur dass sie sich unterscheiden in der Art, wie Abstand und Nähe wirken: ob sie eher gestärkt werden oder geschwächt. Liebe, um gleich ins hohe Regal zu greifen, bleibt stabil oder wächst sogar, trotz einer Distanz. Das Mitleid hingegen bleibt nicht, je ausgedehhter der Zwischenraum ist, auch zeitlich. Trauer oder Wut zeigen ähnliche Effekte; sie verfliegen oder wandeln sich. Am stärksten ist die Freude von unmittelbarer Präsenz beeinflusst. Sie sucht die Nähe, ein Ereignis, das direkt bevorsteht. Da ist sie fast schon distanzlos. Aber so ganz verschmilzt sie, die so viel erwartet, dann doch nicht mit dem, was sie erhoffte, wenn es schließlich eingetreten ist. Das ist der Augenblick, von dem an sie unmerklich wieder nachlässt.