Eine Lesefrucht:
„Was gibt es Naiveres, als Gutes mit Gutem, Böses mit Bösem zu vergelten? Das ist die unterste Stufe. Eine Art Fortschritt besteht darin, diese Wirkungen zu kreuzen, Böses mit Gutem, Gutes mit Bösem zu vergelten, was erstens die guten und mehr als guten Wesen bestimmt; zweitens seltsame, perverse Wesen, weitaus unmenschlichere als die anderen. Diese beiden Gattungen sind seltener als die von mir zuerst erwähnte. Aber noch seltener wird wohl die Gattung jener sein, die dem ihnen Angetanen überhaupt keinerlei Folge geben, die man als Reaktion bezeichnen könnte, welche auf die Empfindungsfähigkeit oder Intelligenz desjenigen abzielt, der sie gut oder schlecht behandelt hat. Diese scheinen den Anderen für etwas absolut Fremdes, für ein Ding oder Tier zu halten, zu dem nur rein physische Beziehungen bestehen. Ohne Zweifel glauben sie, daß Lieben, Hassen, Verzeihen, Sich-Rächen, Liebkosen oder Trösten Irrtümer sind, naive, läppische Späße oder Reflexe, ebenso unnütz wie der Zornesausbruch gegen den Stein, an dem man sich den Fuß angestoßen hat.“*
* Paul Valéry, Werke 5, 462