Rhetorisch gespielte Nachdenklichkeit, in Krisenzeiten gern als Ersatz für den Mangel an Entschlossenheit eingesetzt, wirkt nichts als betulich. Dort, wo entschiedener Pragmatismus in dem Maße fehlt, wie er politisch geboten wäre, wird das Wort entwertet, indem man es reduziert auf einen billigen Handlungsersatz, der wie Ersatzkaffee in Notzeiten als schlechter Aufguss allenfalls die Erinnerung wachhält an das, was nicht zur Verfügung steht. Das Fatale ist, dass eine derart abgegriffene Rede dann nichts mehr ausrichtet, wenn sie wirklich einmal die Aktion substituieren müsste. Betulichkeit beschwört die Pflicht zum Tun, indem sie von ihr sich zu entpflichten sucht.