Tag: 7. April 2018

Anatomie des Alkohols

Ganz unterschiedlich sind die anatomischen Wirkungen des Alkohols. Das Bier, um mit dem Getränk zu beginnen, von dem Nietzsche meinte, es sei zu viel davon in der deutschen Intelligenz, sehr zu deren Schaden*, steigt dennoch weniger in den Kopf, als dass es in den Bauch absackt und dort die typische Trägheit hervorruft, die nach seinem Genuss zuverlässig einsetzt. Hell und klar hingegen, zumindest fürs erste, macht der Weißwein den Geist, der von Glas zu Glas ein höchst anregendes Gespräch fördert. Und der Rotwein, das Winterelixier? Er beseelt den Menschen im ganzen, wärmt das Gemüt und lässt die Gedanken tief bis in dessen Abgründen schauen. Er ist der einzige Saft, von dem sich mit Recht sagen lässt, dass er weinselig mache.

* „Wie viel verdrießliche Schwere, Lahmheit, Feuchtigkeit, Schlafrock, wie viel Bier ist in der deutschen Intelligenz! Wie ist es eigentlich möglich, daß junge Männer, die den geistigsten Zielen ihr Dasein weihn, nicht den ersten Instinkt der Geistigkeit, den Selbsterhaltungs-Instinkt des Geistes in sich fühlen – und Bier trinken?“ – Götzen-Dämmerung, Kap.: Was den Deutschen abgeht, 2