Tag: 10. April 2018

Geschmacksgrenzen

Der Geschmack ist nicht nur eine untrügliche Instanz für das eigene Qualitätsempfinden. Er sorgt zugleich für das Maß an Quantität, das dem Menschen zuträglich ist. Da mag eine Melodie noch so schön sein – bei der wievielten Wiederholung kann man sie nicht mehr hören? Die Lieblingsspeise, täglich genossen, wird irgendwann zur Magenqual. Das Gemälde, einst erworben im Überschwang ästhetischer Begeisterung, sorgt nach Jahren der prominenten Hängung im Raum für Überdruss. Wo nur der Geschmack leitend ist, dort vergeht die Attraktion mit der Zeit. Es müsste sich schon Liebe einfinden, die diese Grenze aufbricht.