Monat: November 2021

Dumm nur

Die größte Gefahr für die Menschen geht aus von deren Unwilligkeit zu lernen.

Ohne Ansehen der Person

Das Ideal des Rechts ist die Verobjektivierung des Urteils. Ohne Ansehen der Person, heißt es, solle eine Tat qualifiziert werden. Was aber gerade nicht meint, den anderen, der auf den Richtspruch wartet, auszuklammern. Im Gegenteil, es wird viel gesprochen, erörtert, eingeschätzt, nach Perspektiven gefragt. Aber eine Person soll dabei eine so geringe Rolle spielen wie möglich: die des Richters, der von seinen subjektiven Gefühlen, der Sympathie oder der Ablehnung, abzusehen hat. Stillschweigend wird angenommen, dass nur der ohne Ansehen der Person Recht zu sprechen vermag, der die Person angesehen hat, um die es geht.

Schmerzhafte Einsicht

Eine Sprache, die darauf dressiert ist, nicht zu verletzen, hat ihren Anspruch aufgegeben, Wahrheit zu sagen.

Falsche Freunde

Es kann klug sein zu schweigen, wenn man sich mit den richtigen Gedanken falsche Freunde schaffte. Die nämlich bilden stets den Zusammenhang, in den hineingerissen zu werden man nicht im Ernst wollen kann, und reißen aus dem Zusammenhang, was man nie so gemeint haben wollte. Eine vernünftige Idee macht Unmündige nicht zu rationalen Denkern; aber von Tölpeln in Besitz genommen klingen einst gescheite Sätze wie entsetzliche Dummheiten.

Die Zeit danach

Über die Totengedenktage den lokalen Friedhof besucht und an den Gräbern vorbeigelaufen. Gedacht, es gebe zwei grundsätzlich verschiedene Arten des Daseins:
1. Leben ist das, was man tut, um es einmal nicht mehr tun zu müssen.
2. Leben ist das, was man tut, weil man es einmal nicht mehr tun kann.
Das eine mag trostloser sein, das andere heiterer. Keines befriedigt. Also:
3. Leben ist das, was man so tut, dass man sich nicht vorstellen mag, es nicht mehr zu tun.
Wichtig ist:
4. Leben sollte das sein, was man immer so tut, dass man andere in der eigenen Nähe leben lässt.
Warum dann aber der Toten gedenken?
5. Leben ist das, was man so tun sollte, dass man es gelassen hinnehmen kann, wenn man es nicht mehr tun kann.
Eines ist in jedem Fall gewiss: Die Sache wird mit der Zeit anspruchsvoller.

Was ist das wirklich?

Das Ziel der Philosophie ist, uns von den Dingen, die wir am besten kennen, eine andere Idee zu vermitteln.*

* Siehe auch Hegel, Phänomenologie des Geistes, 35: „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt.“