In der Vorstellung vom Erlöser anerkennt die Welt, dass sie die Erfahrung macht, sich mit selbstgeschaffenen Problemen immer wieder heillos zu überfordern. Sie ist der schwierige Demutsgestus, der die Erfahrung einer beschränkten Lösungskompetenz teilt, die gerade einmal nur so weit reicht, wie die neu entstandenen Fragen das, was sie hervorgerufen hat, nicht mehr als sinnvolle Antwort auf die alten erscheinen lassen. Und die unter diesen Fragen einige entdeckt, die sie nie hat loswerden können. Wittgensteins Satz aus dem „Tractatus“: „Die Lösung des Problem des Lebens merkt man am Verschwinden des Problems“ (6.521) ist, auf blasser weihnachtlicher Spur, eine irreführende Notiz. Denn das Verschwinden solcher defizitären Erscheinungsformen wie eines Problems zeichnet sich gerade dadurch aus, dass man es nicht merkt, weshalb ja auch meist nicht genau gesagt werden kann, was es ausgelöst hat. Auffällig wird nur das Erstaunen, plötzlich erleichtert zu sein, nichts zu vermissen von dem, was sich aufgelöst hat in Wohlgefallen, die einsetzende, gelegentlich unbändige Freude. Der Aufforderung zu erklären, wie das genau gekommen sei, lässt sich nicht entsprechen, außer durch die Erzählung einer Geschichte, in deren Zentrum weniger das Ereignis selbst, sondern dessen Begleiterscheinungen und Deutungen stehen. Lukas, in seinem Weihnachtsevangelium, war ein Meister einer solchen Berichtsform, die dem Unscheinbaren den prominentesten Platz einräumt. Und die dem bedürftigen Imperativ „Erklär’s mir!“ die einladende Gegenfrage beigesellt: „Kannst du das glauben?“