Auf der Suche nach den Beweggründen für eine bestimmte Handlung ist das Angebot an möglichen Motiven reichhaltig, auch für den, der sich sein Tun selbst erschließt. Nicht selten fällt die Wahl auf das, was plausibel erscheint, stimmig mit dem Kontext, der Kommunikation, dem Konzentrat, dessen Kunstname „Seele“ heißt. Umso mehr verwundert, wenn die ausdrückliche Ablehnung einer Deutung, in manchen Richtungen der Psychologie als Widerstand zum Theorieinhalt verklärt, ein Indiz sein soll, die richtige Spur gefunden zu haben. Da wird man den Verdacht nicht los, es mache sich einer die Sache zu leicht, indem er auf billige Art seinen Reduktionismus schützt. Wenn eine Handlung oder Haltung nichts anderes sein soll als das, was ein schnell identifiziertes Motiv nahelegt, dann kann die Abwehr einer solchen Interpretation auch nur nichts anderes sein als deren Bestätigung. Ganz und gar wird so allerdings unterschlagen, dass Menschen, weil sie im letzten undurchschaubar sind, auch für sich selbst, nicht zur Erklärung taugen, sondern Verstehen fordern.