Geradezu martialisch knapp benennt Adorno eine der zentralen Aufgaben der Philosophie. Es gelte, Weltanschauungen „zu liquidieren“*. Und zwar durch so konsequentes Denken, dass sich alle Ideologie und Verschwörungstheorie darunter auflösen. Denken allein, im alltagssprachlichen Sinn, reicht da nicht; es muss schon die Kniffe der Folgerichtigkeit, logische Strenge und argumentative Genauigkeit beherrschen. Denn in vielem sind sich das Streben nach Wahrheit und die Sehnsuchtsbefriedigung durch eine Weltanschauung verwandt, nur dass diese sich nicht schert, ob real genannt zu werden verdient, was sie behauptet. Einheit und Einfachheit der Vorstellungen sind ihr entscheidend, wie auch der klassische Wahrheitsbegriff sich diese Ideale zuschreibt. Was also ist der Unterschied? Wahrheit beugt sich der Wirklichkeit, wohingegen die Weltanschauung die Wirklichkeit beugt.
* Philosophische Terminologie I und II, Nachgelassene Schriften, Abt IV, Bd. 9, 153