Tag: 5. April 2023

Nein heißt Nein

Die Fähigkeit, nein zu sagen, ist der vielleicht entschiedenste Nachweis von Unabhängigkeit. Zu ihr gehört aber auch die andere, die gleichsam passive Seite: nein zu hören. Da gibt es wohl kaum eine Ablehnung, die nicht als schmerzhaft erfahren wird. Auf diese Negation, auch das ist der Eigenständigkeit zu eigen, aber lässt sich antworten: mit Widerstand oder Akzeptanz, Verstehen und Gleichmut, mit tiefem Befremden, das durch oberflächliches Wohlwollen kaschiert wird. Dem Nein ein Nein entgegenzuhalten, glückt indes nur bedingt. Revisionen sind selten. Wie die Ermattung eine Negation der körperlichen Leistungsfähigkeit darstellt, das Scheitern ein Zeichen der Überforderung sein kann, der versagte Wunsch als Laune des Schicksal gedeutet wird, so sind sie doch alle Repräsentanten des letzten Nein, das unter dem Namen „Tod“ keinen Widerspruch mehr duldet, so sehr es die Auflehnung ein Leben lang provoziert hat. (Vielleicht ist die Tradition des Osterlachens die überlegenste Art, auf den Anspruch zu reagieren, ein endgültiges Nein ausformuliert zu haben. Dem tödlichen Ernst hallt entgegen, dass das einfach nur ein Witz sei.)