Tag: 9. April 2023

Vom Suchen und Finden

Auch das ist ein, vielleicht religiös eher unbeachtetes Element der Ostererzählungen: die Selbstkorrektur eines Worts, das ohnehin in seinem schalen Automatismus unglaubwürdig ist. Nicht gilt, und es hat wohl nie gegolten: Wer sucht, der findet (Luk. 11,10). Nicht einmal: dass nur der finden kann, der gesucht hat. Sondern als Glücksfall: wo der Suchende gefunden wird, auch wenn er, wie die Frauen am leeren Grab, am falschen Ort gewesen ist. Diese Entkoppelung von Bedürfnis und Erfüllung, Irrtum und Scheitern, verbissener Hoffnung, in der die Enttäuschung längst vorweggenommen ist, macht überhaupt erst möglich, was am Ende Geschenk zu heißen verdient. Gnade ist, um in das Wesentliche der Auferstehungsgeschichte zurückzukehren, wenn der Lebende bei den Toten nicht zu finden ist (Luk. 24,5), so dass die Lebenden das Tödliche nicht mehr suchen.*

* Heute vor zehn Jahren genau erschien die erste der Notizen. Allen, die mitlesen und mitdenken, ein frohes Osterfest.