Nicht wenige Menschen verwenden Anschuldigungen als eine Form der Selbstdarstellung. Zwischen den persönlichen Vorhaltungen und der Erklärung eines Konflikts besteht für sie kein Unterschied. So bekommen Auseinandersetzungen schnell die Weise eines moralischen Machtspiels, das nur durch die Geste der Unterwerfung in einer Entschuldigung kurzzeitig friedlich aufgelöst werden kann. Auch wenn diese längst das Potenzial für den nächsten Streit enthält. Die Wendung „Es tut mir leid!“ ist die zur kalten Förmlichkeit geronnene Abstraktion einer Einsicht ins mögliche Vergehen. Was einem leid tut, ist selten das, was einem anderen Leid verschafft hat.