Monat: September 2023

Stichworte zur Generation Z, zweiter Teil

Sie duzen. Doch das Gegenteil von „Du“ ist nicht „Sie“, sondern „Ich“.

Stichworte zur Generation Z

Viel Empfindlichkeit, wenig Empfindsamkeit.

Der Trick der Kritik

Es gehört zu den leichten Übungen von Kritik, eine Sache zunächst so zu übertreiben, dass ihre Ablehnung sich fast von selbst ergibt. Wir schmähen selten Realitäten, umso mehr indes die Konstruktionen, die wir gefunden haben in einer Übersteigerung von Zuständen oder Handlungsformen. So erscheint das Durchdachte schnell als professoral, was wiederum als Synonym genommen wird für: zu theorielastig. Wer kreativ ist, gilt als chaotisch, der Abwägende als entscheidungsschwach, Genauigkeit gerät in den Verdacht einer Zwangsstörung. Warum das funktioniert? Weil sich Grundmuster auch in den unverhältnismäßigen Ableitungen finden lassen.

Künstliche Kunst

Mehr als die „Kunst des Möglichen“ zu sein, zeigt die Gegenwartspolitik alle Möglichkeiten des Künstlichen auf: von der lächelnd inszenierten Harmonie nach einer koalitionären Klausurtagung über die hartnäckige Behauptung von spät entdeckten Erinnerungslücken bis zur reflexhaften Skandalisierung der Parteigegner. Wo aber die Sprache zum Zwecke der Wirklichkeitsverfremdung instrumentalisiert wird, wirkt das einzige Instrument, über das die Politik verfügt: das Wort, oft nur noch befremdlich.

Sich in Frage stellen

Zwischen Selbstreflexion und Selbstzweifel besteht ein Zusammenhang. Und zwar so, dass nur der zur Selbstreflexion fähig ist, der keine Selbstzweifel hat.

Es tut mir nicht leid …

Nicht wenige Menschen verwenden Anschuldigungen als eine Form der Selbstdarstellung. Zwischen den persönlichen Vorhaltungen und der Erklärung eines Konflikts besteht für sie kein Unterschied. So bekommen Auseinandersetzungen schnell die Weise eines moralischen Machtspiels, das nur durch die Geste der Unterwerfung in einer Entschuldigung kurzzeitig friedlich aufgelöst werden kann. Auch wenn diese längst das Potenzial für den nächsten Streit enthält. Die Wendung „Es tut mir leid!“ ist die zur kalten Förmlichkeit geronnene Abstraktion einer Einsicht ins mögliche Vergehen. Was einem leid tut, ist selten das, was einem anderen Leid verschafft hat.