Tag: 1. April 2021

Tischgemeinschaft

Die Bildsprache vom gebrochenen Brot verrät noch die Gewalt, die in jedem Teilen steckt, das Intaktes zerstört, um ein anderes Ganzes aus diesem Riss wachsen zu lassen. Jede Gemeinschaft, nicht zuletzt die am Tisch, die sich aus einer Schüssel holt, was zum Verzehr auf den eigenen Teller kommt, von einem Stück abschneidet, eine Flasche entkorkt, die Frucht zerkleinert, die Kräuter zerhackt, bedient sich Formen von Kompromisslosigkeit, um die Zuwendung und Fürsorge im Miteinander auszudrücken. Man kann sich eine Gesellschaft von Egoisten vorstellen, in der jeder nur seinen eigenen Vorteil sucht. Dieser Zweck wäre das einzig Verbindende zwischen den Individuen. Aber es lässt sich keine Gemeinschaft denken, in der nicht die Absicht vorherrschte, mit anderen zu teilen. Im letzten Abendmahl, dessen Gedächtnis den Gründonnerstag bestimmt, wird die Teilhabe als extreme Weise eines Lebens vorgestellt, das auf sich verzichtet um der Lebensfähigkeit aller anderen willen. Die Zerbrechlichkeit erscheint hier unmittelbar als Bedingung der Partizipation. Man kann es übersetzen in die Einsicht, dass der Wille, mit anderen frei zu sein, einschließt, sich verwunden zu lassen.