Tag: 3. Oktober 2021

Auf wessen Kosten geht das, bitte?

„Machen Sie bitte keine Witze auf anderer Leute Kosten.“
„Ich kenne keine anderen. Selbst die unfreiwillige Komik lebt davon, dass anderen Missgeschicke passieren, über die wir lachen. Die Freude am Scherz ist immer auch Schadenfreude.“
„Man könnte ja vielleicht ausnahmsweise mal über sich selber lachen, statt das Unglück Fremder lustig zu finden. Finden Sie nicht?“
„Aber wenn ich mich über mich selbst amüsiere, bin ich mir auch fremd. Oder glauben Sie wirklich, dass ich das an mir lustig finde, worüber ich mich lustig mache. Das gilt überall: Der Spaß beginnt doch ernsthaft erst da, wo der Spaß eigentlich aufhört.“
„Echt jetzt?“
„Der Preis, den der Scherzbold zahlt, ist hoch. Er wird fast nur noch für voll genommen, wenn er so redet, dass anderen das Lachen im Hals stecken bleibt.“
„Das klingt jetzt aber ganz schön frustriert.“
„Oder es ist der Anlass für den nächsten Kalauer. Das ist doch die Pointe: Der Lieblingsort des Witzes ist die Schwelle, wo nicht mehr so genau zwischen Seriösem und joke, Eigenem und Fremdem, dem Geplanten und dem Überraschenden, Schmerz und Lust unterschieden werden kann. Das überfordert uns. Und damit spielt der Scherz. Also keine Regeln, bitte. Der Rest ist eine Frage des Geschmacks.“
„Das ist mir jetzt zu komisch.“