Tag: 20. Oktober 2021

Für wen schreibst du?

Kein gedachter Leser, kein imaginiertes Publikum vermag jene förderliche Strenge zu repräsentieren, die ein Gedanke braucht, um aus ihm die schönsten und angemessensten Sätze herauszuarbeiten. Für wen schreibt ein Autor? Vielleicht zeichnet ihn aus im Unterschied zu Journalisten, Redakteuren, Gelegenheitsromanciers oder Werbetextern, dass er sich keinerlei Vorstellungen macht vom Adressaten seiner Arbeit. Der Autor hat keine Kunden oder Schüler, er befriedigt keine fremden Bedürfnisse. Sein Gegenüber ist das Wort, dem er folgt, weil es ihn zwingt; und das er setzt, um es zur Stellungnahme zu nötigen, so dass ein Gespräch entsteht über das einzig wesentliche Kriterium: Passt, wie ich es sage, zu dem, was ich sagen will, weil gesagt werden muss, wovon ohne mein Zutun nicht die Rede wäre?