Ganz oben in der Baumkrone hängt im Herbstlicht rot leuchtend einsam ein Apfel. Der Obstpflücker an der langen Bambusstange reicht nicht hin, trotz ausgestreckten Arms. Rütteln hilft nicht; der Ast ist dem Stamm zu nah. Als grinste er überlegen ob der hartnäckigen Widerständigkeit gegen die Ernteattacke beansprucht er sein Recht, daran zu erinnern, dass ein fruchtbarer Ertrag kein Ergebnis unausgesetzter Effektivität darstellt. Früher blieb der zehnte Teil den Göttern vorbehalten oder dem irdischen Regionalfürsten, das Erntedankopfer nimmt diesen Brauch bis heute auf. Zwischen Anbau, Pflege und letzter Lese steht der Dank als Zeichen, dass nicht alles Wachstum das Machwerk des Menschen ist. „Zwischen den Arbeiten liegt, beinahe als ihr bestes Teil, immer das Warten: nicht das Warten auf den Anschluss im mechanisierten Verkehr mit der Uhr in der Hand, sondern das Erwarten dessen, was von Natur und aller Erfahrung nach kommen wird“, so beschreibt Hans Freyer die Grenze der Instrumentalisierung.* Wer nicht versteht, dass ein nicht unbedeutender Teil des Handelns darin besteht, nichts zu tun, hat nicht begriffen, was Erfolg genannt zu werden verdient.
* Theorie des gegenwärtigen Zeitalters, 15