Ein Baukran ist auf die Schienen gekippt. Die Fernzüge erreichen den Hauptbahnhof nicht mehr, die Hauptstrecke ist gesperrt. Zum Glück gibt es die bekannte Nebenstation, gut ausgelastet allerdings durch Fußballfans, die das erste Heimspiel des Lieblingsvereins in der Stadt sehen wollen, die sich weltoffen und töricht Tor zur Welt nennt. Nach und nach treffen vollbesetzte Bahnen ein, die die City nicht mehr anfahren können. Kein Durchkommen zum Ausgang, kein freier Weg zum anderen Gleis, auf das der Zug gleich einfährt, der mit einer guten Stunde Verspätung die Rettung aus dem Chaos sein soll. Panik kommt auf in der stickigen Halle. Die Polizei hat die Situation nicht wirklich im Griff, versucht, zaghaft zu steuern, was als Masse verdichtet drängt. Da hinein platzt die Nachricht eines kurzfristigen Gleiswechsels, der für Entspannung im Fernverkehr sorgen soll. Und die Lage brenzlig werden lässt. Viele derer, die gerade noch sich der Menge angeschlossen haben, in eine Richtung schieben, drehen sich um und wollen zurück. Die ersten Hilferufe und wütenden Schreie übertönen das Gebrabbel der Vielen. Jetzt geht wirklich nichts mehr. Alles steht. Auch die Züge. Immer mehr Menschen suchen verzweifelt nach Wegen und Auswegen, Gängen und Ausgängen. Es ist verzwickt. Nur eine Änderung, eine neue Information, der Gleiswechsel, sorgt dafür, dass Unübersichtlichkeit sich steigert zu Undurchdringlichkeit. So ist Komplexität. Je vielschichtiger ein Zustand, desto schwieriger wird es, ihn mit Vernunft zu bewältigen. Die gute Absicht verschärft das Chaos. Es ist ein Sinnbild dessen, was wir Moderne nennen.