Doppelt Nein

Ein „Nein“, das sich nicht auszudrücken weiß oder das gehindert wird, sich zu äußern, verstärkt sich. Wer die wachsende Polarisierung in einer Gesellschaft verstehen will, muss sich die öffentlichen Orte anschauen, an denen der Protest Platz hat. Je enger die institutionellen Räume sind, desto verhärteter die Fronten. Doch das allein erklärt nicht die Unerbittlichkeit, mit der Unterschiede als Risse sich etablieren, die kaum noch geschlossen werden können. Es ist der lang gepflegte Verzicht auf die Frage, was das Wir darstellen soll, von dem jedes Ich sich ableitet. Und ob es als eine Dimension eigenen Rechts zu jenem Dritten taugt, auf das zwei Gegner sich beziehen müssen, wenn sie einander gegenübertreten: Ist es die Sprache oder der Kampf, Geist oder Gewalt, Menschsein oder Dasein? Sprache, Geist, Menschsein: wo sonst sollten sie zusammengefasst sein als in dem, was vornehm „Kultur“ heißt?