Wo?

Unter den Gottesnamen ist der eine, der die Differenz zwischen Abwesenheit und Anwesenheit aufgehoben hat, der ausgezeichnete: Ich bin, stellt der Weltenherr sich vor im Testament, der, der da ist. Da zu sein, so ist es üblich, bedeutet, woanders nicht sein zu können. Das muss für den, dem die Eigenschaft machtvoller Allgegenwart zugesprochen ist, nicht gelten. Er ist da, was heißt: er ist zudem dort; und darüber hinaus überall. Solchen mythischen Umgang mit Ortsangaben – auch die erste Frage nach dem Menschen ist eine nach seinem Platz in der Welt: Adam, wo bist du? (Gen 3,9) – sollte man im Kopf haben, wenn man liest, was in den Ostererzählungen die drei Frauen angesichts des leeren Grabs zu hören bekommen, die sich aufmachen, den Gekreuzigten zu ehren mit Salben und Ölen: Er ist nicht hier (Matth. 28, 6; Mk. 16, 6; Luk. 24, 6). Nicht da zu sein, meint an dieser Stelle mehr, als nur die gewöhnliche Form der Absenz, die eine Voraussetzung darstellt für Präsenz. Es ist eine Ansage an alles Lebendige, das „Ich bin da“ nicht mehr für eine Ortsangabe zu halten, wie es vor allem dem, was tot ist, endgültig und eindeutig zueignet. Das „Er ist nicht hier“ präzisiert das „Ich bin da“ zu einem „Ich bin bei euch bis ans Ende der Welt“ (Matth. 28, 20). So wird es zum Zeichen zuverlässiger Zuwendung. Frohe Ostern!