Tag: 3. Mai 2024

Gesichtsverkennung

Aus einer Freitagabendlektüre

„Das appellative Gesicht des Gegenübers, dem man nichts hinzufügen und dem man nichts wegnehmen kann, ohne ihm seine Eigentümlichkeit zu nehmen, verflüchtigt sich im digitalisierten Gesicht wie ein Gespenst. Die gewöhnliche KI-Forschung behandelt das Gesicht umstandslos als etwas zu Identifizierendes, als ein zu lösendes Rätsel, als Trainingsmaterial, letztlich als einen ,Datenträger‘, der aus verborgenen Mikrodaten besteht; so funktioniert es ähnlich wie die Fingerabdrücke eines Einbrechers und wie ein ,kriminelles Gesicht‘, bei dem unser Blick auf das Bild keine Rolle mehr spielt.“*

* Bernhard Waldenfels, Globalität, Lokalität, Digitalität, 184