Monat: Mai 2024

Fehlanzeige

Der sicherste Nachweis von Intelligenz ist die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen.

Ich lasse das jetzt mal so stehen

Es gibt eine Form von Verlogenheit, die, sobald sie entlarvt wird, ihre Niedertracht versteckt hinter dem scheinbar harmlosen Gestus der Meinungsbeliebigkeit. Anderer Ansicht sein zu können, wird da übersetzt als Erlaubnis zur Falschbehauptung, da ja dies und das und auch noch Drittes zugleich gelten könne. Da spiele es keine Rolle, wenn sich am Ende herausstellen sollte, dass die Tatsachen verdreht worden sind. Es ist nur ein Standpunkt. So what. Der Triumph der Perspektivität ist immer die Niederlage von Wahrheit.

Geben Sie Gedankenschnelligkeit

Eine kaum beachtete Form von Freiheit ist die Gedankenschnelligkeit. Nie ist man ungestörter als in jenen Momenten, in denen andere noch zögern, während die eigene Gewissheit zielgerichtet und zweifelsfrei vorprescht.

 

Kultur ist nicht käuflich

Wenn der Banker ins Theater geht, genießt er nicht nur das Stück. Insgeheim bewundert er, dass es etwas gibt in der Welt, das nicht käuflich ist. Und all jene, die daran teilhaben. Man nennt es Kultur.

Gesichtsverkennung

Aus einer Freitagabendlektüre

„Das appellative Gesicht des Gegenübers, dem man nichts hinzufügen und dem man nichts wegnehmen kann, ohne ihm seine Eigentümlichkeit zu nehmen, verflüchtigt sich im digitalisierten Gesicht wie ein Gespenst. Die gewöhnliche KI-Forschung behandelt das Gesicht umstandslos als etwas zu Identifizierendes, als ein zu lösendes Rätsel, als Trainingsmaterial, letztlich als einen ,Datenträger‘, der aus verborgenen Mikrodaten besteht; so funktioniert es ähnlich wie die Fingerabdrücke eines Einbrechers und wie ein ,kriminelles Gesicht‘, bei dem unser Blick auf das Bild keine Rolle mehr spielt.“*

* Bernhard Waldenfels, Globalität, Lokalität, Digitalität, 184

Altersangeberei

– Wie alt sind Sie?
– Zu alt, um noch jeden Unsinn mitzumachen. Zu jung, um nicht am Unsinn der anderen dasselbe Vergnügen zu empfinden wie die, die sich dem Unsinn verschrieben haben.

Macht gegen Kompetenz

In den seltenen Fällen, in denen der Machtbesitz mit einer ebenso großen Kompetenz einhergeht, findet sich in den späten Phasen, wenn die Macht zu schwinden droht, erstaunlich oft das Muster, dass sie die Kompetenz auffrisst, als könnte sie sich so noch länger erhalten. Dann zeigen sich meist alte Männer schwatzhaft, nur um noch einmal die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie die Zuschreibung von Sachverstand Lügen strafen. Und alle fragen sich, was nur in diese einst so qualifizierten Könner gefahren sei; nichts, als dass immer noch den Ton angeben wollen, auch wenn dieser längst schräg klingt.