Monat: Juli 2024

Altersrücksichtslosigkeit

Der Vorzug sehr hohen Alters: Du musst keine Rücksicht mehr nehmen.

Losgelöst

Wie stark Sprache ist, merken wir immer dann, wenn sich Wörter und Worte gelöst haben von den Menschen, die sie sprachen. Die Kraft, ohne die Person zu wirken, von der sie stammen, befähigt Sätze zu dem, was das Denken mit Fug Wahrheit nennt. Als wahr kann eine Rede gelten, die das Subjekt gleichgültig sein lässt, das sie gesprochen hat. – Noch machtvoller aber ist Sprache, wenn sie nötigt, vom Eigenen gerade nicht abzusehen, um zu erkennen, was Sache ist. Es war der dänische Philosoph Sören Kierkegaard, der jene Wahrheit, die als religiöse sich in den Widerspruch setzt zur Welt, genau gegenläufig an die eigene Existenz fest gebunden hat: Alles kommt darauf an, selbst zum Zeugen einer Wahrheit zu werden, die ohne das individuelle Engagement zwar Relevanz hätte, aber keine Resonanz. Wahr verdient nur zu heißen, was der Grund meiner Freude und der zwingende Anlass meines Leids sein kann. Sie ergibt sich nicht mehr aus den Sätzen allein, sondern aus der Entsprechung von Wort und Dasein. „Wahrheit in dem Sinne, in dem Christus die Wahrheit ist, ist keine Summe von Sätzen, keine Begriffsbestimmung u. dgl., sondern ein Leben … Ja die Wahrheit wissen kann man eigentlich nicht; denn weiß man die Wahrheit, so muss man ja wissen, dass die Wahrheit ist die Wahrheit sein, und so weiß man ja in seinem Wissen der Wahrheit, dass Wahrheit wissen eine Unwahrheit ist.“*

* Einübung im Christentum, Gesammelte Werke, 26. Abt., 203f. 

Eine neue Sprache lernen

Nicht wenige Probleme lassen sich lösen, indem man jene Wörter findet, durch die sie anders deutbar sind.

Plädoyer für die Negativität

Der unmittelbare Ausdruck von Freiheit ist das „Nein“.

Urteilen, Vorurteil, Verurteilen

Auch eine Funktion des Vorurteils: Wenn es nicht die Urteilsfähigkeit überblendet, macht es sie schärfer. Nichts hindert uns daran zu verurteilen stärker als die Einsicht in den eigenen Hang zum Vorurteil.

Stichworte zur Generation Z, vierter Teil

Der Spaß hört auf, wo es um einen selbst geht. Nichts wird so ernstgenommen wie das eigene Ich. Jenseits davon beginnt das, was hindert, dieses zu realisieren. Wir nennen es Welt.

Dritter Teil
Zweiter Teil
Erster Teil

Amtsperson

Es ist ein Anachronismus aus dem Zeitalter absolutistischer Herrschaft, dass Personen auch nach der Ausübung eines Amts durch dessen Würde noch privilegiert bleiben. Dass hohe und höchste Positionen nicht nur eine enge Entsprechung zwischen Recht und Pflicht fordern, sondern moralische Integrität und ethisches Feingefühl, kann in einem demokratisch legitimierten Staat nur den Verlust der mit dem Amt verbundenen Immunität bedeuten, sobald dieses aufgegeben ist, vor allem wenn in Frage steht, ob die gebotenen Maßstäbe eingehalten wurden während der Ausübung eines Dienstes, der in vielerlei Hinsicht öffentlich zu heißen ist. Nichts verträgt ein Amt schlechter als seine Instrumentalisierung. Das meint „Amtswürde“.