Dat is nu eenmaal so

Zu später Stunde werden die Sätze knapper. „Dat is nu eenmaal so“, erwidert der ältere Herr am Kneipentisch mit bierschwerer Zunge. Er will nicht mehr reden, und man hört unverkennbar, dass er es auch nicht mehr kann. Als er aufgestanden ist, bleibt der Gast mit dem Wirt für ein letztes Pils allein. Draußen ist finstere Nacht eingebrochen, auf der Insel leuchtet keine Straßenlaterne den Weg heim. „Das ist hier ein geflügeltes Wort“, sagt er. „Wir ändern im Norden nur das Nötige, deswegen ist vieles noch so ursprünglich.“ Er muss es wissen, denn seit etlichen Jahren hat er auch das Amt des Bürgermeisters inne und sitzt im schleswig-holsteinischen Parlament. „Wenn Sie Tag für Tag den Launen der Natur ausgesetzt sind, schätzen Sie Willkür nicht so sehr.“ Am nächsten Morgen muss der Besucher weiter. Übergesetzt aufs Festland, will er den Bus nehmen, der ihn tags zuvor samt Fahrrad zum Fähranleger gebracht hatte. Am Steuer sitzt derselbe Fahrer, nur ist er nicht so freundlich. „Heute nehmen Sie Ihr Fahrrad auf den Schoß, oder ich muss Ihnen eine kleine Gebühr abnehmen.“ „Wieso das denn; gestern ging es doch bestens ohne Zusatzkosten?“ „Dat is nu eenmaal so“, antwortet der Buslenker; er will seine Willkür nicht erklären müssen, und kann es wohl auch nicht. „Dann steige ich wieder aus“, antwortet der Gast aus einem tiefen Gerechtigkeitssinn heraus, „und fahre mit dem Rad“. „Das ist doch viel zu weit“, meint der Mann am Steuer. „Und außerdem, unterschätzen Sie nicht den Gegenwind.“ Da hat sich der Fremde schon auf seinen Sattel geschwungen. Er tritt kräftig in die Pedale und ruft nur noch zurück: „Dat is nu eenmaal so.“