Wie lautet eigentlich die Frage, auf die Europa die Antwort darstellt? Auf den grellbunten Plakaten, die den Weg zur Wahlurne säumen, stehen knapp gefasste lösungsähnliche Parolen, rätselhafte Versprechen, unverhohlene Ressentiments, Allerweltsschlagwörter. Keines, das für eine Idee brennt, das vor Lust auf die anderen Nationen sprüht, das Begeisterung, die unbändige Kraft vermittelt, Vorurteile, Fremdheit, Sprach- und Verständnisbarrieren überwinden und Unterschiede anerkennen zu wollen. Den abgebildeten Politikern ist man irgendwann und irgendwo schon einmal begegnet; sie wurden zumeist aus den hinteren Reihen nach vorn gedrängt, abgeschoben in ein Parlament, das wie eine zerstrittene Marketingabteilung funktioniert, der die Ideen ausgegangen sind. Wie lautet eigentlich die Frage, auf die eine Großbehörde die Antwort darstellt? Vielleicht hat Europa gar nicht die Eigenschaften einer Antwort, sondern will vor allem in Frage und in Zweifel ziehen, was ein überdimensionierter Apparat über Jahre hin an Selbstgewissheiten und Selbstverständlichkeiten produziert hat.